
Nachhaltige Biostoffe erfreuen sich einer hohen Nachfrage. Auch unter Hobbynähern spielt der Wunsch, einen biologisch und sozial verträglich produzierten Stoff zu verarbeiten, eine immer größere Rolle. Allerdings verhält es sich mit Biostoffen fast genauso wie mit Bio-Lebensmitteln: es gibt eine große Anzahl unterschiedlicher Zertifizierungen, die Verwirrung beim Verbraucher ist oft groß. In diesem Artikel möchten wir einmal eine Übersicht über die wichtigsten Zertifikate und ihre Bedeutung geben.
Was sind eigentlich Biostoffe?
Nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei Stoffen und Textilien herrscht einiges Chaos, wenn es um den Begriff „Bio“ geht. Das liegt vor allem daran, dass es keine einheitlichen, gesetzlichen Regelungen gibt. Darüber hinaus gilt: „Wo Bio drauf steht, das verkauft sich besser“. Das sorgt für einen Dschungel an Bezeichnungen und Labels, den man als Verbraucher durchschauen muss.
Aus Sicht des Käufers ist der Begriff „Bio“ eigentlich klar: du möchtest einen Stoff, der nachhaltig produziert wurde. Zum Beispiel aus Wolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) oder Baumwolle aus biologischem Anbau (kbA). Doch bis zum fertigen Stoff unter deiner Nähmaschinennadel ist es ein weiter Weg und es gehört viel mehr dazu, als die Faser. Das fängt bei den Maschinen an, die den Stoff herstellen und die zum Beispiel Schmierstoffe benötigen, geht über die Chemikalien, die zur Verarbeitung oder die Färbung verwendet werden, weiter zu den Druckverfahren bis hin zur Logistik. Immerhin muss der Stoff ja auch irgendwie vom Hersteller zu Dir gelangen. Selbst wenn also der Stoff aus einer Bio-Faser hergestellt wurde, heißt dies noch lange nicht, dass die übrige Produktionskette nachhaltig war.
Ein anderer wichtiger Aspekt bei der Bio-Herstellung sind die Arbeitsbedingungen. Jeder kennt die Horrorbilder von Kindern, die in Bangladesch unter unwürdigsten Bedingungen Klamotten nähen. Bio-Stoffe wollen meist auch fair gehandelt und unter guten Bedingungen hergestellt sein. Auch dieser Aspekt spielt bei der Zertifizierung eine große Rolle.
Zertifizierungen und Siegel für Biostoffe
Womit wir beim Thema wären: ob ein Stoff wirklich Bio ist, erkennst Du am besten an einem derzeit anerkannten Label. Es gibt einige Organisationen, die sehr hohe Maßstäbe ansetzen, gut organisiert sind und transparent prüfen. Wir haben Dir die wichtigsten dieser Labels einmal zusammengestellt, um Dir beim Einkauf zu helfen.
OEKO-TEX 100
Direkt eines vorweg: dieses Siegel ist KEIN Zertifikat für Biostoffe. Da es aber häufig für ein solches gehalten wird, haben wir es einmal hier mit aufgeführt, um zu klären, was es aussagt.
Der Siegelgeber ist ein Zusammenschluss von Textilforschungs- und Prüfinstituten, die Internationale Oeko-Tex®-Gemeinschaft. Das Zertifikat hat nicht den Anspruch, ökologische Nachhaltigkeit zu prüfen, sondern garantiert nur, dass der Stoff schadstofffrei ist. Es geht also weder um den Umweltschutz noch um die Arbeitsbedingungen bei den Herstellung, sondern um den Verbraucherschutz.
OEKO-TEX Made in Green
Das Siegel der Internationalen Oeko-Tex®-Gemeinschaft für umweltfreundlich und sozialverträglich hergestellte Stoffe heißt OEKO-TEX Made in Green. Es beinhaltet die Schadstofffreiheit von OEKO-TEX 100, prüft aber auch, ob der Stoff umweltfreundlich und unter sozialverträglichen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Auch die Lieferketten unterliegen einem Transparenzgebot.
GOTS (Global Organic Textile Standard)
Eines der wohl bekanntesten Siegel für Biostoffe ist das GOTS (Global Organic Textile Standard). Der Siegelgeber ist ein weltweiter Zusammenschluss verschiedener Organisationen, deren erklärtes Ziel der Einsatz für umwelt- und sozialverträglich produzierte Textilien ist. Ihr Dach ist die Global Standard gemeinnützige GmbH, die das Zertifikat vergibt. Dieses versucht international standardisiert, die gesamte Produktionskette von Textilien sichtbar zu machen und prüft jeden Teilbereich. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Verwendung von Chemikalien in der Produktion gelegt.
Es gibt zwei verschiedene Stufen dieses Siegels: Stoffe, die zu mindestens 70% aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, dürfen das Siegel GOTS (made with X% organic) verwenden. Bei einem Bio-Anteil von mindestens 95% wird das Siegel GOTS (organic) vergeben.
GOTS ist ein sehr hoher Standard für Biostoffe, den wir bedenkenlos empfehlen können.
Naturtextil IVN zertifiziert BEST
Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN) vertritt Hersteller und Händler der Naturtextilwirtschaft und ist Mitglied der International Working Group on Global Organic Textile Standard (GOTS). Allerdings gibt er auch ein eigenes Siegel heraus, dass die Umwelt- und Sozialverträglichkeit aller Produktionsschritte prüft: Naturtextil IVN zertifiziert BEST.
Dieses Siegel gilt weithin als strengster Standard für Biostoffe und kann bedenkenlos empfohlen werden.
Was musst Du beim Kauf von Biostoffen beachten?
Es ist eigentlich recht einfach: halte Ausschau nach einem der oben vorgestellten Bio-Zertifikate. Wir als Händler erhalten Informationen über die Zertifizierung der Stoffe, die wir verkaufen, vom Hersteller und können diese als Information an unsere Kunden weitergeben.
Wenn Du Dir unsicher bist, bieten die meisten Organisationen auch eine Prüffunktion online an. Dort kannst Du die Echtheit eines Siegels checken und so eventuell Betrüger entlarven.
Unsere Biostoffe
- Baumwolljersey Kiwi Digitaldruck | grün
- Baumwolljersey Erdbeeren Digitaldruck | weiß
- Bio Leinenstoff vorgewaschen | grau
- Bio Leinenstoff vorgewaschen | flieder
- Bio Leinenstoff vorgewaschen | rot
- Bio Leinenstoff vorgewaschen | hellblau
- Bio Leinenstoff vorgewaschen | hellgrau
- Bio Leinenstoff vorgewaschen | khaki